Tandem-Eigenbau

Die Faszination Tandem beginnt mit der Teilnahme am Aktionstag der mood-tour.de
Damals traf man sich zum Aktionstag in Mainz und ich war gespannt was mich da erwartete.
Als es endlich losging und die vollgepackten Boliden vor mir her fuhren packte mich zum Einen das Reisefieber und zum Zweiten weckte es das Interesse an der Technik, Fahreigenschaften und Ansprüche die an ein Tandem gestellt werden.
Somit fuhr ich auch den zweiten Aktionstag von Bensheim nach Heidelberg mit, der leider wegen eines Defekts am Fahrrad nach nur 7 km vorzeitig endete.
So hatte ich erst mal einen Eindruck bekommen, was mich an Fahrgefühl auf einem Tandem vollbeladen erwarten kann.
Es vergingen 1 ,5 Jahre bis ich mich im Juni 2014 entschloss, Etappe 3 der "Mood-Tour 2014" für
11 Tage mit 3 Tandems und sechs Radlern von Kempten nach Bensheim zu radeln.
Diese 11 Tage konnte ich nun live tagtäglich im Sattel als Copilot auf einem der 3 Tandems erleben.
Dies war der Grundstein meiner Überlegung, ein eigenes Tandem zu bauen, mit all den Erfahrungen bzgl. Technik und Ausstattung von unterwegs.

Nach langem Warten ist es nun soweit. In nur wenigen Stunden wird es mit den ersten Handgriffen in der Werkstatt losgehen.

Wir berichten:

24.11.2014 Arbeitsbeginn 9:00 Uhr bei Sebastian Lindler in Dörrenbach in der Pfalz, nahe der französischen Grenze und genauer dem Elsaß.
Die Idee ist, ein ganz eigenes Tandem zu bauen, dabei überwiegend gebrauchte Teile zu verwenden um dem Nachhaltigsgedanken Genüge zu tun, die alten Materialien wertzuschätzen, nicht ohne diese, wenn nötig und sinnvoll, doch mit neuen Teilen aufzubessern.
Wir suchen gemeinsam zwei gebrauchte Stahlrahmen für das Tandem aus. Zwei Scottrahmen sollten uns nun zum Bau des Tandems dienen.
Das hat man nun von den Wiederverwendungsgedanken: Arbeit, Arbeit Arbeit!
Schleifen bis zum Abwinken, ohrenbetäubender Krach und Staub aus Grundierung und Lack.
Dort wo später Verbindungen gelötet  werden müssen, muss halt der Lack ab und der blanke Stahl soll sich zeigen.
Einige Bügel und Gegenhalter für Bremszüge und Schaltzüge müssen ebenfalls der neuen Konstruktion weichen.
Erst nach stundenlangem Schrubben mit der Flex, Schleifen mit  dem Fingerschleifer und Feilen mit Handfeilen können die Rahmenteile auf die Tischlehre.
Jetzt ein paar Gedanken noch zur Verbindungsstrategie, Zusammensuchen von passenden Rahmenrohren, und schon ist der erste wirklich produktive Tag um.
Nie gedacht dass wir heute so weit kommen, aber zwischendurch hab ich schon mal überlegt „hätteste bloß neues Gedöns genommen“ statt dem gebrauchten Material. 
Das bring ich aber nicht übers Herz. Gerettet ist gerettet und vermittelt mir ein ach so gutes zufriedenes Gefühl.
Morgen geht es mit den Rahmenstreben weiter, es wird der Exzenter vorne angeheftet, die Streben gebogen und die Ausfallenden angeheftet.


Endlich unser erster Tag bei SeLi Rahmenbau

Eine Handskizze muss schon sein. Auch wenn die Werte im Endeffekt hiervon abweichen.
Super-Falco kann nicht anders.Hier als Werkstattsheriff

 Einige Verbindungsstellen werden von Lack und evtl. Rost befreit
 Hartnäckiger Gegenhalter der alten Bremsanlage. Weg damit!
 So langsam wird´s gemütlich, so sieht es jedenfalls aus. Aber der Kopf rotiert.




Falco war heut doch von seinem Herrchen vernachlässigt. Aber die Belohnung für die vielen Stunden des Wartens wird sich lohnen. Dann geht es wieder auf die Piste.










25.11.2014 9 Uhr 00 pünktlich wie immer zum 2. Arbeitstag und Weiterentwicklung des Tandems.
Es war ein sehr ernsthafter Tag, da viele formschlüssige Verbindungen hergestellt werden mussten. Dies erforderte allerhöchste Konzentration da wir nur diese beiden alten Rahmen zur Verfügung hatten und ein Schnitt mit der Flex falsch angesetzt, eine Verzögerung bedeutet hätte. Also „Augen auf im Strassenverkehr“ und die Ohren gespitzt.
Zunächst machte ich mich mit der Arbeit an das Vordere Tretlager . Das alte musste so knapp wie möglich herausgetrennt werden, um den Exzenter einbauen zu können
Schweißtreibende Angelegenheit sag ich da nur.
Danach waren die beiden Rahmen auf der Rahmenlehre nochmals auszurichten und das Unterrohr wurde eingezogen.
Flex, Schleifflex, Feile und Fingerschleifer kamen zum Einsatz. Dazu kam der ständige Arbeitsplatzwechsel. 
Eine Joggingrunde am Abend blieb mir von daher erspart.
Cheffe Lindler kümmerte sich in dieser Zeit um die neuen Rohloff Ausfallenden die später auch als Kettenspanner genutzt werden. Disc- Aufnahme intigriert.
Meine Aufgabe in der Zwischenzeit war eine Diagonalstrebe vom hinteren Tretlager auf das vordere obere Sattelrohr einzupassen.
Arbeitsweise wie oben beim Unterrohr und dem Exzentertretlager.
Leider konnten wir heute nicht bis zum Schluss unsere Bilddokumentation durchführen und auch der Spaßfaktor blieb etwas auf der Strecke, aber so ist es nun mal bei so angespannter Arbeit.







26.11.2014 Arbeitsbeginn 9:00 Uhr wie jeden Tag aber schon mit schwindenden Kräften, zumal die Werkstatt ziemlich kalt ist und nicht gut für die alternden Knochen. Wir haben uns noch ein paar Sack richtig trockenes Holz besorgt um mal durchzuheizen.
Heute beginne ich mit dem Einpassen der Rahmenstreben, die vom vorderen Unterrohr über vorderes Sattelrohr, hinteres Sattelrohr zum Ausfallende reichen. Idee ist, die Seitensteifigkeit zu erhöhen. 
Angelehnt ist die Idee an das MTB Corratec Bow und dem alten Mixterahmen von Peugeot, Motobecane und v.a. Aus eigenen Erfahrungen und Gefühl lassen sich diese Räder mit direkter Kraftübertragung treten. Dann bestellen wir Gepäckträger, Lowrider, Gabel und Ausfallenden. Der Dynamo soll steckerlos sein, das Kabel soll in die Gabelrohre verlegt werden.
Danach geht es weiter mit den Streben, die richtig Geduld, Kraft und Ausdauer beim Einpassen erfordern. Feilen, anpassen, wieder feilen, schauen, nochmal schleifen und, und, und ... Gegen Feierabend merke ich das und bin froh, wenn der Meister mit dem Löten ran muss. Alle Verbindungen über die Streben plus die Ausfallenden werden grob verlötet. Ach ja, vorher müssen die beiden Sattelstreben erhitzt werden und nachgebogen. Dann suchen wir für morgen noch verschiedene Anlötteile, die der Verlegung der Bremsleitungen und Schaltzüge dienen. Das Löten übernehme ich dann mal und trainiere hier für den Ernstfall bis zum Einlöten von Tretlagern etc.
Es ist absolut interessant, wie viel Kleinarbeit und Arbeitsschritte notwendig sind, bis das Rad oder nur der Rahmen fertig ist. Somit muss ich wieder Respekt vor solcher Arbeit und Menschen haben, die so ein tolles Produkt täglich für den Kunden herstellen.
Auf dass ich persönlich um so mehr achtsam mit den Produkten umgehe.
Freue mich auf den 4. Tag






















27.u.28.11.2014 Arbeitsbeginn es wird jeden Tag ein paar Minuten später. Die Kräfte schwinden.
Jetzt sind die Kleinigkeiten noch zu erledigen, die aber eine Menge Zeit fressen. Da sind Löcher für die Flaschenhalterösen zu bohren, vor allem wo und wie viel werden benötigt? Schalt und Bremszugaufnahmen müssen angelötet werden, Gepäckträgeraufnahmen anlöten, einpassen von kleinen Stegen zwischen den gebogenen Oberrohrstreben,Und nun muss alles wie Exzenter- und hinteres Tretlagergehäuse verlötet werden. Hinterbau Ausfallenden löten, usw.

28.11.2014 Nach dem gemeinsamen Feierabend wird Cheffe Lindler nach seiner Singstunde noch mal an den Lötstellen arbeiten, so dass das Teil ins Laugenbad kann und wir  heute alle Lötstellen verschleifen. Die bestellte Gabel wird nachgearbeitet da wir den Steuerkopfwinkel verändert haben und die Standardgabel nicht passen kann. Wir hoffen heute auf die Gabelenden von SON, diese dienen als Ersatz für die vorhandenen und werden eingepasst. Somit fällt der Kabelstecker für Licht Kabel weg. Das Kabel verläuft in der Gabel.
Wasserablauflöcher werden gebohrt, Sattelrohre müssen innen nachgeschnitten werden,Tretlager Gewinde nachschneiden. Also eine Menge Arbeit heute noch. Und brauchen eine Mitfahrkonstruktionkonstruktion für „Super-Falco“. 
Sind alle Arbeiten heute erledigt kommt der Rahmen am kommenden Montag zum Sandstrahlen damit die letzten Lackreste auch noch verschwinden und der schöne blanke Stahl zu sehen ist.
So werde ich erst mal die Komponenten nach und nach anschrauben. Aus finanziellen Gründen erst mal einiges improvisieren müssen und den Rahmen zu kleineren Testfahrten im geölten Zustand fahren. So können wir hier und da noch arbeiten, vielleicht noch Halter anlöten usw.
Jaaaa, Spass hat die Arbeit gemacht, es ist eine Menge davon zu erledigen, wir haben ganz schön gekämpft um in der Zeit zu bleiben. Aus gesundheitlichen und Zeitgründen habe ich auf das Löten verzichtet. Einige Vorstellungen die die Konstruktion betreffen habe ich aus Zeitgründen streichen müssen.
Schade die Zeit ist zu Ende. Es ist hochinteressant und schult den Umgang und Denke über Mensch Material und Energie.


Kann ich nur weiterempfehlen





















Und nun ist es endlich soweit, der letzte Tag, die letzten Arbeiten sind erledigt! Zuhause angekommen kann ich es kaum erwarten nehme mein MTB auseinander und stelle den Boliden auf die Laufräder. Montag geht der Rahmen in die Sandstrahlkabine.
So sieht dasTandem Stand der Dinge heute aus:















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